Das Narrenhaus, oder die tägliche Beleidigung an unseren Verstand Pascal, 28. Januar 202428. Januar 2024 Vorneweg: wer einmal, zumindest in der heutigen Zeit, in einer Psychiatrie untergebracht war, wird wissen, dass die dortigen Verhältnisse, ganz im Gegensatz zur Welt der vermeintlich Gesunden, nicht nur zivilisiert, sondern sogar ausgesprochen human sind. Gewiss trifft man auch hie und da auf dem Campus einer psychiatrischen Klinik einen fast archetypischen Napoleon, wobei dieser, wäre der gesunde Betrachter mit sich selbst im Reinen, wesentlich authentischer und vorallem fröhlicher daherkommt als mancher Griesgram um 7 Uhr morgens am Hauptbahnhof. Das hingegen sei angesichts vieler Verhehrungen auch niemandem verübelt. Denn als wäre die Qual der täglichen, meist sinnentleerten Arbeit nicht schon hart genug, kommt ein allgegenwärtiges, mediales Überangebot an intellektbetäubendem Schwachsinn als Dauerberieselung noch erschwerend hinzu. Dabei, es ist schlimm, dies so konstatieren zu müssen, sind die so transportierten Botschaften von Not, Gewalt und Krieg eigentlich noch das kleinere Übel. Das wesentlich schwerer wiegende ist die Art, wie die Geschehnisse als Ergebnis ständig wiederkehrender menschllcher Unvernunft und Reflektionsunfähigkeit eingeordnet werden. Es lässt sich müssig darüber streiten, ob eine solche Einordnung überhaupt geboten, legitim ist; denn es sollte dem selbstkritisch denkenden Zeitgenossen überlassen sein, sich seine eigenen Erkenntnisse zu erarbeiten. Dass es dennoch getan wird, wäre soweit verzeihbar, geschähe dies im Anspruch an Lauterkeit und Objektivität. Dass nun gerade in diesen Tagen, beziehungsweise seit spätestens März 2020, genau das Gegenteil davon geschieht, haben wir mittlerweilen weitestgehend mit entsprechender Gleichgültigkeit quittiert. Doch selbstverständlich bleibt selbst die Kritik daran nicht aus. Für gewöhnlich zieht sich ein Mensch irgendwann aus der Interaktion mit Mitmenschen zurück, deren einzige Absicht darin besteht, mit bestmöglichem Eigennutz oder nach ideologischen Massgaben zu argumentieren. Ob Argumente dann noch diese Wertung als eine Art unbestreitbares Faktum verdienen, steht auf einem anderen Blatt. Redlich ist ein derart geführter Diskurs gewiss in keiner Weise. Erstaunlicherweise ist jedoch genau das fast unbemerkt schleichend zum Standard in der Medienwelt geworden; und dabei meine ich nicht die neueste Chemtrain Absurdität im letzten Winkel des Webs, sondern gerade die Angebote, die man als qualitativ besonders hochwertig anpreist. Da die Zeiten, wo dieser Anspruch vielleicht noch seine Berechtigung hatte, mittlerweilen so weit in der Vergangenheit liegen, kann ich mir persönlich schon gar nicht mehr vorstellen, dass es wirklich einst anders war als heute; dass es etwa einst kritische Formate wie Monitor in der ARD gegeben hat. Natürlich gibt es die Sendung mit selbigem Namen auch heute noch, auch der Sendeplatz wird wohl noch derselbe sein. Damit hat es sich aber auch schon mit den Parallelen zu den guten alten Zeiten. In jenen guten alten Zeiten kam es etwa vor, dass man in einer Reportage aus gebotenem Anlass die deutsche Bild Zeitung als Kampfblatt im Stürmer-Stil bezeichnet hatte. Meist mit gutem Grund. Heute haben sich nicht nur die Ansprüche an Lauterkeit, kritischen Geist und Objektivität bis zur Unkenntlichkeit relativiert, ein Format wie Monitor praktiziert nun denselben Kampfstil in Stürmer-Manier wie man es zuvor nur von üblen, schmierigen Printmedien kannte. Wie schon angedeutet, liesse sich dies am besten mit Ignoranz, beziehungsweise dem roten Knopf auf der Fernbedienung quittieren. Irgendwann, so könnte man meinen, müsste angesichts sinkender Quoten Einsicht und Vernunft wieder Einzug halten. Weit gefehlt – muss man mittlerweilen unzweifelhaft feststellen. Man könnte sogar den Eindruck gewinnen, dass, je offenkundiger die Ablehung seitens des Medienkonsumenten ist, die Intensität des entrüsteten Furors umgekehrt proportional zunimmt. Die Gefolgschaft wird unzweideutig und bedingungslos eingefordert und im Falle fortgesetzter Ablehnung mit entsprechender Etikettierung beantwortet. Rechts, rechts, rechts, hier ein Antisemit, dort ein Nazi, da drüben ein Terf. Das Vokabular der Verbalinjurien ist hinlänglich vorwärts und rückwärts durchbuchstabiert worden. Selbst das könnte ich persönlich mittlerweilen wegstecken, etwa indem ich auch mal mit kindischem Trotz darauf antworten würde. Etwas anderes hingegen, nicht so einfach hinnehmbar, ist die Tatsache, wie flach und unterkomplex man mittlerweilen selbst komplexe Sachverhalte auf einfache Worthülsen herunterbricht. Würde man entschuldigend einen Mangel an intellektuellen Fähigkeiten seitens der Medienschaffenden unterstellen, könnte man es, wenn auch gewiss nicht rechtfertigen, so doch wenigstens verstehen. Allerdings bleibt angesichts der penetranten Wiederholung derselben intellektbeleidigenen Narrativen kein Zweifel, dass wir es bei jenen Medienschaffenden mit Überzeugungstätern zu tun haben. Dogmatische, sektiererische Verblendung ist seit Jahrtausenden bekannt, warum sollten Medienschaffende davor gefeit sein? Ja, in der Tat gewähre ich gerade unglaublich viel Spielraum für geistige Leere, wenn ich selbst angesichts des Unbestreitbaren weiterhin versuche, sachliche Gründe zu finden und diese entsprechend zu entkräften, im Sinne, dass der Geist wohl willig, nur Fleisch zu schwach sei. Wo hingegen auch bei mir jeder gute Wille ultimativ verspielt wird, ist dort, wo sich eine vorsätzliche, aber selbstenttarnende Lüge auf die andere stapelt und gleichzeitig impliziert wird, der Medienkonsument hätte dies gefälligst so und nicht anders zu glauben, wobei Zweifel oder Widerspruch erneut mit entsprechend diffamierender Etikettierung beantwortet werden. Hinter der Maske von Sachverstand und Objektivität gibt sich ein totalitärer Geist zu erkennen, der die moralische Keule schwingt, bedingungslos Gefolgschaft einfordert und sich gleichzeitig als einzig wahre, aufrechte Haltung geriert, während ihm die Fähigkeit, seine eigene Hybris zu kaschieren, immer weiter entgleitet. Unter Psychiatriepatienten trifft man gelegentlich auf die Auffassung, dass die psychisch Gesunden uns, ihrer Begrifflichkeit nach, ‚Irren‘ nur deswegen benötigen, um etwaige Zweifel an ihrer eigenen geistigen Zurechnungsfähigkeit in andere Relationen zu stellen und letztendlich soweit zu zerstreuen, dass selbst der grösste Wahnsinn als Akt der reinen Vernunft erscheint. Ein kritischer Blick auf die medialer Dauerberieselung lässt bei mir mittlerweilen keine grossen Zweifel mehr an der Richtigkeit dieser Aussage zu. Die zeitgenössischen Narrenhäuser sind nicht die Psychiatrien, es sind die Parlamente, Präsidentenpaläste und Konzernzentralen. Im Gegensatz zu gewöhnlichen Psychiatriepatienten haben jene Narren allerdings die bestmöglichen Fürsprecher, denen es, vulgär ausgedrückt sogar gelingt, die am Laufmeter verbrochene Scheisse auch noch erfolgreich als Schokolade an den Mann bringen zu können. Der tägliche Wahnsinn Gedanken Politik
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