Sender Gleiwitz 2.0 verzweifelt gesucht Pascal, 10. Februar 202411. Februar 2024 Psst… Schon gehört? Er ist wieder da! Ne, nicht der Adolf, der andere da. Ja, der Sellner schon auch, aber der andere da im Osten, der Ivan, der Russe, der Schlächter, der Putin! Ja genau, der mit seinem völlig unbegründeten, völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine! Kommt irgendwie bekannt vor? Müsste eigentlich, immerhin werden wir nun bereits seit einer gefühlten Ewigkeit täglich mit finsteren Botschaften aus dem Reich des Bösen östlich von uns beglückt. Bloss gut für all diejenigen, die uns diese Schauermärchen frei Haus liefern, dass nur ganz wenige Leser, Hörer und Zuschauer der russischen Sprache mächtig sind. Sonst könnte leicht die eine oder andere Gruselgeschichte auffliegen und als Fakenews enttarnt werden. Und da wir nicht nur in der post-faktischen, sondern auch in der post-aufklärerischen Epoche angelangt sind, hält man es in den mächtigen Kreisen dem Vernehmen nach für geboten, auch die Entwicklung hin zu post-apokalyptischen Zuständen mit Elan und der einzig aufrechten Gesinnung voranzutreiben. Nicht weniger als das wäre schliesslich die logische Konsequenz aus der freiwilligen Aufgabe des Sapere aude. Wenn schon unvernünftig, dann doch gleich richtig, um nicht Gefahr zu laufen, dass aus Versehen noch ein Stein auf dem anderen bliebe. Das Zerstörungswerk ist schon länger im Fortschreiten begriffen. Zuerst war es der längst lästig gewordene, überbordende Sozialstaat. Danach ging man vom gleichen Eifer beseelt daran, bestmöglich die eigenen wirtschaftlichen Fundamente zu demontieren, natürlich für die gute Sache der Klimarettung. Also dann muss dieses Werk auch vollendet werden, und mit weniger als der physischen Auslöschung allen Lebens auf der Erde scheint man es nicht mehr machen zu wollen. Nicht anders lässt sich dieses, profan gesprochen, idiotische Verhalten unserer paneuropäischen Führungseliten, die unsägliche Siebener-Brigade an der Berner Bundesterrasse inklusive, erklären. Bemerkenswert ist dabei allerdings besonders der Umstand, dass den Profiteuren einer prä-apokalypischen Aufrüstung nicht gänzlich klar zu sein scheint, dass all das schöne Steuerzahlergeld in ihren Taschen auf einer, zur nuklearen Wüste umgestalteten Erde auch keinen Tauschwert mehr haben wird. Hier bleibt noch der letzte Funken Hoffnung bestehen, dass all den Hetzern und Kriegstreibern mit ihrem hypermoralischen Furor am Ende doch noch rechtzeitig der Allerwerteste auf Grundeis gehen wird. Dennoch ist es kaum mehr übersehen, dass dieser Tage mit einem unfassbaren und gleichermassen schockierenden Eifer an einem neuen Sender-Gleiwitz-Ereignis gebastelt wird. Konstatin Wecker sagt in der Ankündung zu seinem Stück ‚Der Waffenhändlertango‘ auf dem Album Vaterland Live, dass vor der Aufrüstung immer zuerst die moralische Entrüstung kommen müsse. Für wahr leben wir schon seit etlichen Jahren in einer Welt entfesselter Empörung. Umsicht, kritische Analyse und Mässigung sind flächendeckend abhanden gekommen. Was waren das für langweilige Zeiten, als jeweils sonntags kritische Geister aus der Wissenschaft mit Journalisten und Politiker in einer Runde im TV-Studio sassen und versuchten, in der Retrospektive die meist polemisch-flach geführten Politdebatten so auseinander zu klamüsern, damit Sinn oder Unsinn des politischen Schaffens für den aufmerksamen Zuschauer fassbar werden konnte. Heute ist bekanntlich alles regenbogenbunt aber ansonsten eher schlicht verfasst. Schlaue, aber graue Mäuse will keiner mehr hören oder sehen. Zweifelsohne wären die heutigen Mediennutzer in ihrer überwältigenden Mehrheit auch überfordert mit einer kritischen Analyse des Weltgeschehens, zu lange hat der Erklärbär naiv-infantile dichotome Weltbilder in die Köpfe gehämmert. Aus einem lahmen Arsch entfährt bekanntlich kein flotter Furz. Einst, noch nicht so weit in der Vergangenheit liegend, lautete das Bekenntnis von Wissenschaft und Medienbetrieb, dafür Sorge zu tragen, dass sich Geschichte wie während der ersten 45 Jahre des 20. Jahrhunderts niemals wiederholen wird. Dieser Geist in komprimierter Form fand sich in der Parole des ‚Nie wieder!‘ Nie wieder Faschismus. Nie wieder Krieg. Nie wieder eine gesellschaftliche Basis, die ein Sender-Gleiwitz-Ereignis argumentativ dulden würde. Nun, es sei den noch verbliebenen kritischen Beobachtern dieser Epoche überlassen, etwaige Parallelen zwischen heute und damals, irgendwann in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert zu ziehen, als man auch schon einmal ganz geil darauf war, mit einem lauten Hurra auf den Lippen zu den Waffen zu greifen, um dann einige Jahre später, wenn überhaupt, nur geknickt, entwürdigt und verachtet, mit dem Schwanz zwischen den Beinen nachhause trotten zu müssen, und mit der ernüchternden Erkenntnis bedacht, dass der süsse Heldentod fürs Vaterland einen unerwartet bitteren Beigeschmack hat. Der tägliche Wahnsinn Gedanken Krieg & Frieden Politik Zukunft GeschichtePolitik
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