Schweizer Etikettenschwindel und verschiedene Lebenslügen Pascal, 15. Juni 202415. Juni 2024 Wer in diesem Land aufwächst und dies nicht von Beginn an in einem Milieu des Scheinbewahrenden, wird sich schnell keine Illusionen mehr über die wahre Natur vieler Alltagsangelegenheiten machen. Wenn man in der Schweiz etwas von Klein auf anerzogen erhält, dann ist es das Bemühen, immer bestmöglich so tun als wäre das Offensichtliche nicht so wie es ist. Der Abwehrreflex, der sich dabei zügig ausbildet, manifestiert sich in der Phrase, die dann jedem, der bei diesem Spiel nicht mitziehen will, entgegen geschmettert wird: „Dann geh doch nach x, wenn es dir hier nicht passt!“ Dieses Verhalten zieht sich durch alle Gesellschaftsschichten und alle Institutionen. Dabei wird nicht differenziert zwischen haltloser Polemik und sachspezifischer Kritik. Man lässt nichts auf sein Weltbild kommen, greift unvermittelt zur Vorwärtsverteidigung und bedient sich dabei meist genau jener inhaltslosen Polemik, die man dem Gegenüber vorwirft – denn bekanntlich kann nicht sein, was nicht sein darf. In welch entrückten Weltbilder die Politkaste in diesem Land schwelt, fragt sich zwar eine immer grösser werdende Zahl an Bürgern. Man tut dies allerdings mit Einschränkungen und hält sich mit Kritik dezent zurück, weil ‚es geht einem ja immer noch ganz gut‘ – eine Losung, die man trotz anhaltender Inflation, explodierender Kosten bei den Abgaben an den Staat und ans Gesundheitswesen und dem kaum mehr zu leugnenden Notstand im Verkehr und auf dem Wohnungsmarkt, auch dieser Tage beständig noch hört. Gute Sitten, falsche Moral, die schon fast pathologisch zu nennende Selbstaffirmation, selbst Teil des vielzitierten Mittelstandes zu sein, zeigt sich in dieser Haltung, egal, wie drückend die Realität im Alltag schon geworden ist. Kanalisiert wird der dennoch nicht zu verleugnende Frust durch bekannte regressive Muster, ausgelebt an Seinesgleichen. Als exemplarisch zu nennendes Beispiel kann man das Geschehen im Gesundheitswesen nennen, wo sich die Regression in aller Regel in der Weise artikuliert, dass die Generation ‚ich schleppe mich auch halbtot noch täglich zur Arbeit‘ gegen ‚im Zusammenbruch begriffen oder bereits in Grabesnähe‘ austeilt und Mitnahmementalität beklagt, gewiss in Verkennung der offenkundigen Tatsache, dass es mit 30 mit etwas Glück noch ein wenig leichter fällt, nicht chronisch krank zu sein, dies aber mit 50 oder spätestens 60 meist nicht mehr zu gewährleisten ist. Aber selbst dafür lässt sich mittels neoliberalem Mantra die Schuld immer noch beim Betroffenen abladen. Dass dieser krank ist, liegt selbstredend, ohne Kenntnis der genauen Umstände unzweifelhaft an seinem wenig gesundheitsfördernden Lebensstil. Dass erstere Lebensweise irgendwann zwangsläufig zu letzterer führen muss, bleibt wie vieles andere dabei im Bereich leicht verleugbarer kognitiver Dissonanz. In derselben Geisteshaltung werden mittlerweilen nahezu alle Tagesgeschäfte in diesem Land abgehandelt. Der absehbare Bruch des Kruges, der aller Widerstände zum Trotz immer wieder zum Brunnen marschiert, sieht jeder kommen, aber, wie anderweitig auch, gilt es verzweifelt und aller Realität zum Trotz die Maxime hochzuhalten, dass es partout nicht so sein kann. Dem Zeitgeist entsprechend flacht das Niveau konstant weiter ab. Ein Blick auf die Profile unserer Koryphäen aus dem einschlägigen pseudolinken Politspektrum bei X/Twitter offenbart diesen geistigen Niedergang in Form einsilbiger Phrasendrescherei, gespickt mit denselben, sich regelmässig abwechselnden 5 bis 6 Buzzwords: „Der völkerrechtswidrige Angriffskrieg auf die Ukraine….“ „Kinder sind Corona-Viren-Superspreader….“ „Unsere Freiheit (oder wahlweise) unsere Werte wird/werden im/am x y z verteidigt…“ Wo man sich um die Jahrtausendwende in der Schweiz noch über viele Geschehnisse in der Welt verwundert die Augen gerieben hat, da es niemandem in Politik oder Medien ernsthaft in den Sinn gekommen wäre, George W. Bush als Friedensstifter im Nahen Osten mit Titel und Würden zu überhäufen, verkauft unser aktuelles polit-mediales Fachpersonal allen Ernstes jemanden wie Wolodymyr Selenskjy als gottgleichen Wohltäter seines Herkunftslandes, während selbstverständlich alle Schuld am ukrainischen Fleischwolf im Reich des Bösens, im Kreml und damit bei Vladimir Vladimirovitsch angesiedelt ist. So einfach ist die Welt, Schweiz inklusive. Was noch vor kurzer Zeit für die Mehrheit der Schweizer Bevölkerung als leicht erkennbare Beleidigung an den eigenen Verstand unverzüglich enttarnt und reklamiert worden wäre, geht heute anstandslos durch und jedermann müht sich weiter, gute Miene zum offenkundig widerwärtigen und verlogenen Spiel zu machen. Wie sollte man etwas Verwerfliches an den Schweizer Friedensbemühungen in der Ukraine finden, die uns Steuerzahler in gewohnten Manier ein schönen Batzen kosten, aber in Wahrheit nur dazu dienen, eine weitere Plattform auf vermeintlich neutralem Boden für das Verschieben von noch mehr Waffen in ein Kriegsgebiet aufzubauen, natürlich unter Verwendung des etablierten Neusprechs, der aus unverkennbarer Kriegstreiberei flugs engagierte Bemühungen für Frieden macht. Krieg ist Frieden und Ozeanien ist nicht im Krieg mit Eurasien… sondern irgendwie umgekehrt Dass solche Argumentationslinien ihre Wirkung nicht verfehlen und merklicher Widerstand dagegen ausbleibt, lässt tief blicken und zeigt nicht alleine eine mehr als nur fragwürdige moralische Verwahrlosung, sondern noch vielmehr das Ausmass geistigen Verfalls breiter Gesellschaftsschichten aufgrund der seit Jahrzehnten bewusst herbeigeführten Bildungsmisere. Der Bürger als Lakai und Untertan ist nur zu gewährleisten, solange er nicht in Position gelangt, seine eigene Unmündigkeit zu erkennen. Viele kluge Köpfe waren reichlich naiv zu denken, der Staat werde weiterhin gewährleisten, dass seine Bürger das Rüstzeug im Kampf gegen die selbstverschuldete Unmündigkeit an Hand kriegten. Die herrschende Kakistokratie müht sich zusehends weniger, ihre offensichtlichen Lügen und Winkelzüge zu kaschieren, da angesichts einer Hälfe der Bevölkerung in Agonie und der anderen in naiver, selbstgerechter Einfältigkeit schlicht kein Bedarf nach mehr Licht und Schatten besteht. Panem et circenses in unterschiedlicher Ausgestaltung, dazu situativ die passenden Sündenböcke zu präsentieren, reicht bereits für komfortables Durchregieren, vorbei an den Bedürfnissen der Mehrheit. Am Ende nützt alle direkte oder semidirekte demokratische Partizipation des Bürgers nicht, wenn er nicht über die Mittel verfügt, weiter als seine Nasenspitze zu denken und die Interessen all der Einflüsterer auf seiner Schulter zu durchschauen. Für wahr, das ist keine leichte Aufgabe, es war nie eine. Jedoch zeigt sich nun, dass es kaum mehr einen vorstellbaren Weg zurück zu mehr freiem, selbstbestimmten Denken geben wird. Die omnipräsente regressive Reaktion, ständig die Schuld für alle Miseren im Fehlverhalten anderer zu sehen und sich dabei eine kritische Selbstreflektion gleich ganz zu ersparen, zeugt von wenig geistiger Reife, um dies noch milde auszudrücken. Demokratie ist zur hohlen Phrase geworden, von der alle denken, sie werde alleine dadurch mit Leben erfüllt, indem man sie propagandistisch auf Bannern, mit eingängigen aber wenig gehaltvollen Parolen durch die Gassen trägt und dabei blind und in beschämend stupider Weise auf jene einprügelt, die, einmal unabhängig von deren persönlicher Agenda, sich zumindest die Mühe machen, den Finger in die Wunden dieser multifaktoriellen Krise, die uns immer mehr geiselt, zu legen. Das Reaktionsmuster auf die kaum mehr zu verleugnende Realität dieser Tage kann auf zwei Verhaltenweise heruntergebrochen werden: dem hemmungslosen Diffamieren aller missliebiger Meinungen und Ansichten, die zum aktuellen Geschehen geäussert werden die mehr oder minder freiwillige Entscheidung hin zur absoluten Indifferenz, die angesichts der Zustände zusehend einer Art modernen und besonders hippen Todeskults nahekommt Ohne besondere Sympathien für libertäre Hardliner vom Schlage Ayn Rands, die zu allem persönlichen Elend am Lebensabend selbst auf den von ihr so sehr gehassten Sozialstaat angewiesen war, zu hegen, hat dennoch ihre Erkenntnis, dass man die Realität vielleicht vermeiden beziehungsweise verleugnen kann, allerdings nicht die Konsequenzen, welche sich aus dieser Realität heraus ergeben, einen erschreckend wahren Kern. Der tägliche Wahnsinn Ganz persönlich Gedanken Krieg & Frieden Neusprech Politik Zukunft CoronaDummschwätzereiGeschichtePolitik
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